Bikepacking hat sich spätestens seit der Markteinführung des Gravelbikes zu einem richtigen Hype entwickelt. Was früher eher mit Senioren, klassischen Touren-Rädern und dicken Taschen am Gepäckträger in Verbindung gebracht wurde, liegt inzwischen auch bei jünge- ren Radsportlern voll im Trend. Einfach mit dem Rad drauflosfahren und dem Ruf der Freiheit folgen. Das hört sich traumhaft an, doch kann es auch ganz schnell zu einem Albtraum werden. Hier sind fünf Ratschläge, wie dein nächstes Bikepacking-Abenteuer auf dem Gravel- oder Rennrad in guter Erinnerung blei- ben wird. 1.TASCHEN Zwei dicke Taschen links und rechts am Gepäckträger, dazu noch einen Ruck- sack auf dem Rücken? Wer schon mal mit einem Rucksack mehrere Stunden Rennrad gefahren ist, der weiß, dass das nicht allzu viel Spaß macht. Auf einem Gravel- oder Rennrad möchte man aero- dynamisch sein, auch beim Bikepacking. Und das geht! Die Radindustrie hat inzwischen zahlreiche Taschenformen auf den Markt gebracht, die sich perfekt an das Rad anpassen und bei denen man wenig bis gar keinen Aerodynamik-Ver- lust verspürt. Als Essentials lassen sich hier vor allem zwei Taschen nennen. Einmal die Lenkertasche: Eine Art Seesack, den man an der Lenkerstange zwischen den Drops montiert. Die zweite Tasche ist die Satteltasche, in Radler- kreisen liebevoll auch Arschrakete ge- nannt. Sie befestigt man am Sattel und der Sattelstange, sodass quasi keinerlei Verlust an Aerodynamik und Tempo zu spüren ist. Als dritte Tasche ist eine Rahmentasche zu empfehlen, die man sich unter das Oberrohr schnallt. Mehr zu Bikepacking-Taschen in unserem Test ab Seite 60. 2. GEWICHT Drei unterschiedliche Outfits, zwei Paar Schuhe und noch der große Kosmetik- beutel – alles schön und gut, doch beim Bikepacking fehl am Platz. Hier sollte jedes Gramm eingespart werden. Da man eh den Großteil der Zeit auf dem Rad sitzt und erst abends für wenige Stun- den in die Alltagsgarderobe schlüpft, reicht hier oft das kleine Besteck und nicht der große Kleiderschrank. Apropos Besteck: Eine Grundsatzentscheidung TIPPS5 FÜR DEIN ABENTEUER Anzeige solltest du vor dem Urlaub treffen. Nimmst du einen kleinen Gaskocher samt Topf und Besteck mit, oder gehst du jeden Abend essen? Die Kreditkarte ist kleiner und nicht so schwer wie die Campingküche, allerdings wird bei jedem Tag Essengehen auch das Konto leichter. Die gleiche Frage stellst du dir am besten auch bei der Unterkunft. Klar nimmt ein Zelt samt Schlafsack und Isomatte viel Platz ein und wiegt auch ein biss- chen was. Jeden Abend in einem Hotel absteigen ist jedoch die mit Abstand teurere Alternative. Zumal es von Zelt, Schlafsack und Isomatte inzwischen auch Ultraleicht-Versionen gibt, die extra für diese Zwecke entwickelt wurden. 3. ERSTE-HILFE-SET Wenn der Körper müde ist, kann es schnell passieren, dass man ein Schlag- loch übersieht und stürzt. Hierfür solltest du immer ein kleines Erste Hil- fe-Set für dich dabeihaben, um etwaige Schürfwunden bereits an der Unfallstelle behandeln zu können. Die meisten Rad- läden haben inzwischen extra Erste-Hil- fe-Sets für Radfahrer im Angebot, die man ganz leicht in der Trikottasche verstauen kann. Bei den meisten Handys lassen sich inzwischen auch Notfall-Kon- takte einspeichern. Viele Radcomputer haben zudem die Funktion einer auto- matischen Unfall- erkennung. Wird ein Unfall erkannt, schickt der Computer eine automatische SMS mit der GPS-Position an die einge- speicherten Notfallkontakte. Im besten Fall schickt man den Notfallkontakten auch ein tägliches Update der Route, auf der man am jeweiligen Tag unterwegs ist. Vor allem wenn man nach dem Sturz nicht mehr bei Bewusstsein ist, ist das äußerst sinnvoll. Doch auch für dein Fahrrad solltest du ein Erste-Hilfe-Set dabeihaben. Manchmal ist weit und breit kein Radladen in Sicht und du musst den Schlauch allein wechseln. Bonustipp: Am besten übst du das zu Hause bereits ein paar Mal, sodass du in der Notsituation weißt, was gemacht werden muss. 4. ROUTENPLANUNG Einfach drauflosfahren ist großartig und dagegen ist auch gar nichts ein- zuwenden. Trotzdem hilft es, wenn du dir im Vorfeld des Urlaubs einmal grob das Ziel überlegst und die Route dahin angeschaut hat. So wird man während des Urlaubs nicht von irgendwelchen Unannehmlichkeiten und schlechten Straßen überrascht. Außerdem macht es Sinn, sich jeweils am Vortag ein paar Möglichkeiten für die Mittagspause und die nächste Unterkunft herauszusuchen. Eine Unterkunftssuche nach einer langen und schweren Arbeit raubt einiges an Kraft und Nerven, die man für die nächs- ten Tage braucht. Zur Routenplanung zählt auch das Wetter. Es gibt Schöneres, als sich auf einmal auf einer abgelegenen Küstenstraße in Italien in einem Unwet- ter samt Starkregen, Sturmböen und Ge- witter wiederzufinden. Der Autor spricht aus Erfahrung. Hier ist es sinnvoll, sich im Vorfeld auch die Zuglinien anzu- schauen, sodass man gegebenenfalls eine Teilstrecke mit dem Zug fahren kann, sollten die Wetterbedingungen oder die Kraft nicht mitspielen. 5. TESTEN Das Ärgerlichste am Bikepacking-Urlaub ist, wenn man an Tag eins nach zehn Kilometern merkt, dass das geplante Set-up nicht funktioniert. Sei es die Arschrakete, die nicht festsitzt sondern wie ein Lämmerschwanz von links nach rechts wedelt oder das Gesamtgewicht des Rads ist zu hoch und selbst kleinste Hügel werden auf einmal zum Hochge- birgspass. Gegen diesen Frust hilft eins: testen! Nimm dir die Zeit, vor dem Ur- laub einmal alles zu packen, am Fahrrad zu montieren und eine kleine Testfahrt zu machen. Das kann über Nacht auf einem Campingplatz sein, eine kurze 30 Kilometer-Runde reicht aber völlig aus. So kannst du auf aufkommende Proble- me noch reagieren und erlebst das böse Erwachen nicht erst im eigentlichen Urlaub. Jakob Jung www.abenteuer-magazine.de | 57